Leerstand ist ein immer häufiger auftretendes Problem, insbesondere in Gebieten, in denen die Bevölkerung schrumpft oder sich Arbeitsplätze verlagern. Kreative Nutzung leerstehender Gebäude ist eine innovative und nachhaltige Methode, um solche Räumlichkeiten wiederzubeleben und den umgebenden Gemeinschaften neues Leben einzuhauchen. Durch die Umnutzung dieser Gebäude können wertvolle Ressourcen eingespart und der lokale Lebensraum verbessert werden.
Das Konzept der kreativen Nutzung leerstehender Gebäude geht über traditionelle Renovierungs- oder Abrisslösungen hinaus und setzt auf Vielseitigkeit und Flexibilität. Die Methoden und Ansätze für die kreative Nutzung von leerstehenden Gebäuden können sehr unterschiedlich sein, beispielsweise durch die Schaffung von Pop-up-Läden, temporären Kunstgalerien oder sogar neuen, langfristigen Nutzungen wie Coworking Spaces oder Sozialwohnungen. Wichtig ist dabei die Kooperation verschiedener Parteien wie lokaler Behörden, Eigentümern, Unternehmen und der Gemeinschaft, um nachhaltige Lösungen für den Leerstand zu finden.
Key Takeaways
- Kreative Nutzung leerstehender Gebäude bietet innovative und nachhaltige Lösungsansätze für das Problem des Leerstands
- Vielseitigkeit und Flexibilität sind Schlüsselaspekte, die eine Vielzahl von Nutzungen für leerstehende Gebäude ermöglichen
- Zusammenarbeit und Engagement verschiedener Parteien sind entscheidend für den Erfolg kreativer Nutzungen.
Kreative Nutzung Konzepte
Zwischennutzung
Zwischennutzung ist ein innovatives Konzept, das sich mit der vorübergehenden Nutzung von leerstehenden Gebäuden oder Räumen befasst. Hier können kreative Ideen und Projekte für eine begrenzte Dauer realisiert werden. Beispiele dafür sind temporäre Kunstgalerien, Pop-up-Shops oder Veranstaltungsorte. Durch die Zwischennutzung können kulturelle und soziale Aktivitäten gefördert und gleichzeitig die Attraktivität der betroffenen Bereiche erhöht werden. In Wien gibt es gute Beispiele hierfür, wie die Floridsdorfer Traktorfabrik oder Creau im Prater.
Umnutzung
Umnutzung bezeichnet die Umwandlung oder Änderung der ursprünglichen Funktion eines Gebäudes oder Raums. Dies kann zur Schaffung neuer, kreativer Räume führen, die sowohl Wohnen als auch Arbeiten ermöglichen. Eine Umnutzung kann dabei helfen, den Bedarf an neuen Gebäuden zu reduzieren und die bestehende Infrastruktur effektiver zu nutzen. In der Gebäudenachnutzung, wie der Wandel der Zeit gezeigt hat, wurde die Notwendigkeit erkannt, Wohnungen so zu gestalten, dass sie Wohnen, Arbeiten, Home-Office und Home-Schooling miteinander vereinen.
Revitalisierung
Revitalisierung beinhaltet die Wiederbelebung leerstehender Gebäude oder Flächen durch gezielte Maßnahmen wie Renovierung, Restaurierung oder Neugestaltung. Hierbei werden leerstehende Immobilien wieder in den aktiven Gebrauch genommen. Das Projekt “Frei_Fläche” in Wien ist ein hervorragendes Beispiel hierfür: Seit dem Projektstart konnten über 50 leerstehende Immobilien und damit rund 20.000 Quadratmeter mit kreativen Konzepten belebt werden. Dabei wird auf eine Win-Win-Situation für Eigentümer und kreative Nutzer gesetzt.
Diese Konzepte haben das Potenzial, die Probleme des Leerstands in Städten wie Wien zu verringern und gleichzeitig neue Möglichkeiten für kulturelle und soziale Aktivitäten zu schaffen. Sie können auch zu einer nachhaltigeren Stadtentwicklung beitragen, indem sie den Wert des Bestands und die langfristige Lebensqualität für die Menschen vor Ort erhöhen.
Beteiligte Parteien
Eigentümer
Eigentümer von leerstehenden Gebäuden sind eine wichtige Partei bei der Kreativen Nutzung. Sie haben die Verantwortung, die beste Nutzungsmöglichkeit für ihre Immobilie zu finden. Dabei können sie von der kreativen Nutzung der Räume profitieren, indem sie die Attraktivität ihrer Immobilien steigern und das Gebäude oder sogar das ganze Viertel aufwerten.
Mieter
Mieter sind entscheidend daran beteiligt, den Leerstand in kreativen Raum zu verwandeln. Sie bewohnen zeitweise ungenutzte Flächen und tragen dazu bei, dass diese wieder belebt werden. Künstler, Kreativschaffende oder Unternehmen können so in leerstehenden Gebäuden neue kreative Projekte starten.
Architekten
Architekten sind ebenfalls wichtig, wenn es darum geht, neue Nutzungsformen für Leerstand zu finden. Sie gestalten und planen den Umbau und die Sanierung der Räumlichkeiten, um sie den Bedürfnissen der Mieter anzupassen und innovative Ideen umzusetzen.
Kulturschaffende
Kulturschaffende sind oft Pioniere, wenn es darum geht, ungenutzte Räume zu beleben. Sie nutzen Leerstand als kreativen Raum für ihre Projekte und tragen dazu bei, dass die Gebäude wieder zur kulturellen Szene der Stadt gehören.
Unternehmen
Unternehmen spielen ebenfalls eine Rolle bei der kreativen Nutzung von Leerständen. Indem sie temporär ungenutzte Flächen für ihre Geschäftstätigkeit nutzen, schaffen sie nicht nur neue Arbeitsplätze, sondern beleben auch das gesamte Umfeld.
Planer
Planer helfen dabei, innovative Ideen gegen Leerstand zu finden und umzusetzen. Sie arbeiten mit Eigentümern, Architekten, Kulturschaffenden und anderen Beteiligten zusammen, um kreative Projekte zu realisieren.
Vereine
Vereine und Gruppen können ebenfalls zur Kreativen Nutzung von Leerständen beitragen. Sie nutzen die Räumlichkeiten für ihre Aktivitäten und tragen dazu bei, den Gemeinschaftssinn und das kulturelle Angebot in der Umgebung zu stärken.
Privatpersonen
Privatpersonen sind ebenfalls wichtige Akteure bei der Kreativen Nutzung von Leerständen. Sie engagieren sich als Besucher, Teilnehmer oder Unterstützer der verschiedenen Projekte und tragen damit zur Belebung der leerstehenden Gebäude bei.
Vorteile der Kreativen Gebäudenutzung
Kosten
Die kreative Nutzung leerstehender Gebäude hat den Vorteil, dass sie oft kostengünstiger ist als der Abriss und Neubau. Die bestehenden Gebäudestrukturen können für neue Nutzungskonzepte angepasst und umgebaut werden. Hierdurch können Kosten für Abbrucharbeiten, Entsorgung von Baumaterial und Neubau eingespart werden. Die resultierenden niedrigeren Investitionskosten kommen sowohl den Eigentümern als auch den Nutzern zugute.
Chancen
Indem leerstehende Gebäude einer neuen Nutzung zugeführt werden, eröffnen sich vielfältige Chancen für Eigentümer, Kommunen und Raum-Suchende. Innovative und flexible Nutzungskonzepte, wie beispielsweise Pop-up-Stores, Coworking-Spaces oder kulturelle Einrichtungen, fördern die lokale Wirtschaft und schaffen neue Arbeitsplätze. Diese dynamische Entwicklung ermöglicht langfristiges Wachstum und steigert den Wert von Immobilien.
Attraktivität
Die kreative Umnutzung von leerstehenden Gebäuden erhöht die Attraktivität von Quartieren und Städten. Ein ansprechendes Erscheinungsbild und vielfältige Nutzungsangebote ziehen Besucher und Anwohner an, was wiederum positiven Einfluss auf Tourismus, Handel und Gastronomie hat. Innovative Projekte, wie die Floridsdorfer Traktorfabrik oder das Creau im Wiener Prater, demonstrieren eindrucksvoll, welche Potenziale in ungenutzten Gebäuden stecken.
Lebensqualität
Die kreative Nutzung von Leerständen trägt zur Steigerung der Lebensqualität bei. Sie schafft Raum für Kunst, Kultur und Begegnung, wodurch das soziale Miteinander gefördert wird. Zudem kann die Anpassung der Grundrisse von Wohnungen an aktuelle Bedürfnisse wie Home-Office und Home-Schooling dazu beitragen, das Wohlbefinden der Bewohner zu erhöhen. Durch die Revitalisierung von Gebäuden verbessert sich das Stadtbild, und der Lebensraum wird insgesamt aufgewertet.
Räumliche Aspekte
Flächen
Die kreative Nutzung leerstehender Gebäude bietet großes Potenzial für Flächenoptimierung und Raumordnung. Beispiele dafür sind Pop-up-Stores oder temporäre Veranstaltungsorte, die Gewerbeflächen kurzzeitig für unterschiedliche Zwecke nutzen. In vielen Städten können diese Ansätze dazu beitragen, eine ausgewogene Stadtentwicklung zu fördern und Leerstände im städtischen Raum effizient zu nutzen.
Räume
Durch die Umnutzung von Leerständen können Räume neu gestaltet und für verschiedene Zwecke genutzt werden. Die COVID-19 Pandemie hat beispielsweise gezeigt, dass viele Wohnungen anpassungsfähiger sein sollten, um flexibel auf veränderte Lebenssituationen wie Home-Office und Home-Schooling reagieren zu können. Die Schaffung multifunktionaler Räume trägt somit zur Verbesserung der Wohnqualität bei.
Stadtquartiere
In Stadtquartieren kann die kreative Nutzung von Leerständen zur Aufwertung des Wohnumfelds beitragen. Durch kulturelle oder soziale Projekte können lebendige Begegnungsorte entstehen, die den Zusammenhalt der Bewohner*innen stärken und die Attraktivität des Stadtviertels erhöhen. In vielen Fällen ermöglicht die Zwischennutzung einen positiven Beitrag zur Stadtentwicklung.
Großstädten
In Großstädten, in denen hochwertige Flächen zunehmend knapp und teuer sind, spielt die kreative Nutzung leerstehender Gebäude eine besonders wichtige Rolle. Hierbei geht es nicht nur um die Schaffung von Wohnraum, sondern auch um Möglichkeiten zur Verbesserung der Lebensqualität und die Entwicklung von innovativen Nutzungskonzepten, die den Bedürfnissen der städtischen Bevölkerung entsprechen.
Bauwesen
Auch im Bauwesen eröffnen sich durch die kreative Nutzung leerstehender Gebäude neue Perspektiven. Statt den Abriss von Altgebäuden und den Neubau zu forcieren, können innovative Baukonzepte entwickelt werden, die den Bestand sanieren und umnutzen. Dies schont Ressourcen und kann zu einer nachhaltigeren Stadtentwicklung beitragen.
Regionaler Fokus
Wien
In Wien gibt es erfolgreiche Initiativen zur kreativen Nutzung leerstehender Gebäude, wie beispielsweise das Projekt im Stadtteil Floridsdorf. In diesem Projekt ist seit Herbst 2017 neues Leben in das ehemals leerstehende Gebäude eingekehrt. Mit dem Creative-Cluster haben dort 40 Künstler aus den Bereichen der bildenden und darstellenden Kunst neue Räumlichkeiten gefunden 1.
Die Stadt Wien fördert zudem die Mehrfach- und Zwischennutzung ungenutzter Freiflächen. Leerstehende oder nur teilweise genutzte Gebäude sowie untergenutzte Flächen können Kulturschaffenden, Kreativen, sozialen Projekten oder sonstigen Initiativen Platz zur vorübergehenden Nutzung bieten 2.
Bremen
In Bremen gibt es ähnliche Ansätze zur kreativen Nutzung leerstehender Gebäude. Hier können beispielsweise Pop-up-Stores oder temporäre Veranstaltungen in leere Räumlichkeiten einziehen und diese wiederbeleben. Diese Lösungen sind flexibel und bieten Möglichkeiten für Künstler, Start-ups oder Non-Profit-Organisationen, leere Gebäude und Freiflächen auf Zeit zu bespielen und neu zu gestalten.
Oberösterreich
In Oberösterreich wurde eine Veranstaltung namens “Baukultur im ländlichen Raum: Leerstand als Chance für die Gemeinden” abgehalten. Hier diskutierten Gemeindevertreter über Möglichkeiten zur Vermeidung von Leerständen und zur Nutzung leerstehender Gebäude 3. Attraktiver Wohnraum und eine kreative Gestaltung der Ortszentren sind Voraussetzungen dafür, dass auch zukünftige Generationen in diesen Regionen leben und arbeiten möchten.
Ausblick und Entwicklung
Zukünftige Nutzung
Leerstehende Gebäude bieten vielfältige Möglichkeiten für kreative Nutzungen, die zukünftig an Bedeutung gewinnen werden. Kultur, Wohnen und Arbeiten lassen sich in diesen Räumlichkeiten kombinieren, um Arealen neues Leben einzuhauchen. Die Pop-up-Bewegung in Berlin bringt hier gute Beispiele für temporäre Nutzung: Ein leerstehendes Gebäude kann zu einer Galerie oder einem Veranstaltungsraum umfunktioniert werden, wodurch die Nutzungszeit effektiv verlängert wird. In vielen Fällen ist eine solche Zwischennutzung von öffentlichen oder privaten Akteuren finanziell förderungswürdig.
Flexible Mietmodelle sind ein weiteres Erfolgsrezept. So können Leerstände für unterschiedliche Branchen und Nutzergruppen geöffnet werden, die sich die Räumlichkeiten teilen und die Kosten reduzieren. Dabei sind Anpassungen an die Größe, Normen und Nutzungsdauer der jeweiligen Projekte möglich.
Stadtplanung und Urbanisierung
Parallel zur wachsenden Urbanisierung müssen Städteplaner und Architekten immer häufiger den Umgang mit Leerstand berücksichtigen. Die Revitalisierung dieser Gebäude kann entscheidend dazu beitragen, den Charakter einer Stadt zu erhalten und zukunftsgerichtet zu gestalten.
Auch Wien zeigt beispielhaft auf, wie Leerstandsaktivierung einen Mehrwert für die Stadt schafft, indem beispielsweise die Floridsdorfer Traktorfabrik oder die “Creau” im Prater in neue kreative Projekte umgewandelt wurden. Umnutzungsfähigkeit und Flexibilität spielen zunehmend eine wichtige Rolle in der Stadtplanung, um den vielfältigen Anforderungen durch das Zusammenwachsen von Wohnen, Arbeiten und Kultur gerecht zu werden.
Um diesen Perspektivwechsel zu fördern, sollten Stadtverantwortliche und Planer auch Normen und Regulationsvorgaben flexibel gestalten, um kreative Nutzungen von Leerständen zu erleichtern und die Stadtentwicklung nachhaltig zu unterstützen. So kann der Leerstand als Chance begriffen werden, um die Attraktivität und Lebensqualität in urbanen Räumen weiter zu erhöhen und für eine positive Entwicklung der Städte zu sorgen.
Häufig gestellte Fragen
Wie kann man leere Gebäude für soziale Projekte nutzen?
Leerstehende Gebäude können als Räume für soziale Projekte dienen, indem sie als Treffpunkte, Veranstaltungsorte oder Bildungszentren genutzt werden. Es ist wichtig, die Bedürfnisse der Gemeinschaft zu berücksichtigen und die erforderlichen Genehmigungen und Versicherungen einzuholen, bevor ein Projekt gestartet wird.
Welche Möglichkeiten gibt es für temporäre kulturelle Veranstaltungen in leerstehenden Gebäuden?
Temporäre kulturelle Veranstaltungen in leerstehenden Gebäuden können Ausstellungen, Konzerte, Theateraufführungen, Filmvorführungen oder Workshops beinhalten. Die Organisation solcher Veranstaltungen erfordert die Koordination zwischen Eigentümern, Künstlern, Organisatoren und der Gemeinschaft, um sicherzustellen, dass alle Anforderungen erfüllt sind.
Was sind erfolgreiche Beispiele für Zwischennutzungen leerer Gebäude?
Erfolgreiche Beispiele für Zwischennutzungen leerstehender Gebäude können Pop-up-Shops, temporäre Galerien oder Gemeinschaftszentren sein. Diese Projekte bieten die Möglichkeit, ungenutzte Räume kreativ und sinnvoll zu nutzen und gleichzeitig das lokale Umfeld aufzuwerten.
Wie können öffentliche Institutionen Leerstand zum Nutzen der Gemeinschaft minimieren?
Öffentliche Institutionen können Leerstand minimieren, indem sie gemeinsam mit Eigentümern, lokalen Organisationen und der Gemeinschaft Strategien entwickeln, um leere Gebäude für gemeinschaftliche Zwecke zu nutzen. Dazu gehören kulturelle, soziale, bildungsbezogene oder unternehmerische Initiativen.
Wie kann man leerstehende Gebäude für Startup-Unternehmen zugänglich machen?
Leerstehende Gebäude können für Startup-Unternehmen zugänglich gemacht werden, indem Ko-Working-Spaces oder Inkubatoren eingerichtet werden. Diese Räume bieten flexible Arbeitsplätze, Netzwerkmöglichkeiten und oft auch Beratungs- oder Schulungsangebote, um Startups bei ihrer Entwicklung zu unterstützen.
Kann man leere Gebäude in urbanen Gärten oder Gemeinschaftsprojekten nutzen?
Ja, leere Gebäude können als urbane Gärten oder Gemeinschaftsprojekte genutzt werden, um Nachbarschaften zu revitalisieren und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Dazu müssen Eigentümer und lokale Organisationen zusammenarbeiten, um die notwendigen Ressourcen bereitzustellen und den Raum entsprechend umzugestalten.